Die Suche nach außerirdischem Leben wird oft als futuristisches Unterfangen angesehen, doch ihre Wurzeln liegen in den praktischen Herausforderungen der Radioastronomie des 20. Jahrhunderts. Was als Frust über unerwünschte Signale in wissenschaftlichen Beobachtungen begann, entwickelte sich zu einer engagierten, staatlich geförderten Suche nach Informationen außerhalb der Erde – eine Geschichte, die mit dem Kalten Krieg und den Grundlagen der modernen Astrophysik verknüpft ist.
Die zufällige Geburt von SETI
Als sich die Weltraumforschung nach dem Zweiten Weltkrieg beschleunigte, wurden Radiowellen unverzichtbar. Wissenschaftler nutzten sie zur Kommunikation mit Raumfahrzeugen, während Radioteleskope den Kosmos absuchten. Bald tauchte ein Problem auf: Künstliche Funkstörungen durch menschliche Telekommunikation verfälschten die Beobachtungen, beschädigten die Ausrüstung und führten zu Fehlern. Dieses Ärgernis löste eine Idee aus: Wenn wir Signale in den Weltraum senden, tun es vielleicht andere auch.
Dieses Konzept markierte einen grundlegenden Wandel in der Astronomie. Traditionell konzentrierte sich das Fachgebiet auf Naturphänomene, doch nun wurde die Möglichkeit in Betracht gezogen, künstliche Signale zu erkennen – ein technologisch erzeugtes Phänomen, das einer wissenschaftlichen Untersuchung würdig ist. Diese neue Richtung würde als Search for Extraterrestrial Intelligence (SETI) bekannt werden.
Die sowjetische Führung: Pionier der Radioastronomie
In den 1960er Jahren verfügten nur die USA und die UdSSR über die technologischen Kapazitäten für ernsthafte SETI-Anstrengungen. Als dominierende Weltraummächte waren sie in besonderem Maße von Funkstörungen betroffen. Sowjetische Astronomen unter der Leitung von Iosif Shklovsky spielten in dieser frühen Phase eine entscheidende Rolle. Shklovsky leistete Pionierarbeit bei der Entdeckung von Wasserstoffgas mittels Radiowellen, ein Durchbruch, der es Astronomen ermöglichte, die Verteilung dieses Elements in Galaxien zu kartieren.
Der Nachweis von Wasserstoff war entscheidend. Zuvor war der größte Teil des Wasserstoffs für optische Teleskope unsichtbar. Die Radioastronomie öffnete ein neues Fenster und enthüllte Phänomene, die zuvor der Sicht verborgen blieben. In diesem goldenen Zeitalter der Radioastronomie wurden auch Pulsare und Quasare entdeckt, grundlegende Entdeckungen, die die Astrophysik veränderten. Shklovsky wandte seine Aufmerksamkeit dann der Möglichkeit absichtlicher außerirdischer Signale zu. Seine 1960 erschienene Arbeit zu diesem Thema und das darauffolgende Buch „Universe, Life, Intelligence“ von 1962 lösten die sowjetische SETI-Initiative aus.
Von symbolischen Nachrichten zur organisierten Suche
Die frühen sowjetischen SETI-Bemühungen hatten größtenteils symbolischen Charakter. Im Jahr 1962 sendete die UdSSR Funksignale in Richtung Venus, die die Wörter „Lenin“, „UdSSR“ und „mir“ (Frieden) im Morsecode enthielten. Dies war kein echter Kommunikationsversuch; Es war eine Demonstration technologischen Könnens.
Um über solche Gesten hinauszukommen, brauchten sowjetische Wissenschaftler eine formelle Organisation. 1964 hielten sie eine geheime Konferenz am Astrophysikalischen Observatorium Byurakan in Armenien ab, fernab der Kontrolle Moskaus. Bei diesem Treffen entstand eine engagierte SETI-Gruppe, die die Suche in eine von oben nach unten gerichtete, staatlich geführte Aktivität verwandelte. Aufgrund der Überschneidungen zwischen SETI und der militärischen Satellitenkommunikation beobachtete die Sowjetregierung die Diskussionen genau.
Der „Arche Noah“-Moment: Zusammenarbeit im Kalten Krieg
Die internationale Zusammenarbeit wurde durch die Spannungen des Kalten Krieges behindert. Doch 1971 brachte ein Symposium in Byurakan 50 Wissenschaftler aus den USA, der UdSSR und anderen Nationen zusammen. Bei diesem Treffen, das wegen der gleichberechtigten Vertretung von Ost und West als „Arche Noah“ bezeichnet wurde, wurde eine offizielle internationale SETI-Gruppe gegründet. Die Tatsache, dass diese Zusammenarbeit am Fuße des Berges Ararat stattfand, einem Ort, der mit biblischen Ursprüngen in Verbindung gebracht wird, fügte dem Ereignis eine zusätzliche Ironie hinzu.
Die Ironie besteht darin, dass erst der Kalte Krieg eine diplomatische Errungenschaft hervorbrachte, die es den Wissenschaftlern ermöglichte, weiter an SETI zu arbeiten. Die Gruppe existiert noch heute und verbindet Forscher weltweit.
Ein bleibendes Erbe
SETI begann als Reaktion auf Funkstörungen und entwickelte sich zu einer rein wissenschaftlichen Tätigkeit. Ironischerweise dienen genau die Frequenzen, die einst die Beobachtung bedrohten, nun als potenzielle Kanäle für die interstellare Kommunikation. In den 1970er Jahren hatten internationale Vereinbarungen zur Zuteilung von Funkfrequenzen die Interferenzen auf ein Minimum reduziert, doch SETI machte weiter, angetrieben von der Möglichkeit, Leben jenseits der Erde zu entdecken. Das Vermächtnis des Programms geht über die eigentliche Suche hinaus: Es hat zu neuen astrophysikalischen Entdeckungen beigetragen und eine beispiellose Zusammenarbeit im Kalten Krieg gefördert.
Trotz jahrzehntelanger Suche wurden keine bestätigten außerirdischen Signale entdeckt. Die Verfolgung geht jedoch weiter, angetrieben von der anhaltenden Frage, ob die Menschheit allein im Universum ist.
























